42 Jahre alt, passionierte Ethnologin, Referentin für Interkulturelle Zusammenarbeit und Diskriminierungsprävention. Doch wie kam es dazu?
Meine Familie hat laut politischer Definition keinen Migrationshintergrund, doch Migrationsgeschichte. Meine Eltern wanderten als ich 18 Jahre alt wurde in die USA aus. Mit Anfang 20 entschied ich mich mein Abitur auf einem Abendgymnasium nachzuholen und durch das Fach „Historisch Politische Bildung“ und einen sehr guten Lehrer, fing sich mein leidenschaftliches Interesse für Geschichte, Politik und insbesondere für Psychologie an zu entwickeln. Mich begann alles zu interessieren, was mir den Mensch und die heutige Welt in der wir leben besser verständlich machten.
Nach einiger Zeit begann ich zu verstehen, dass die Psyche eines Menschen, abgesehen von unserer Erziehung, von vielfältigen gesellschaftlichen Ebenen beeinflusst wird. Mich faszinierte es zu erkennen, dass wir alle gleichermaßen durch die Kultur, das politische und das wirtschaftliche System in dem wir aufgewachsen sind, die Geschichte unseres Herkunftslandes und unserer individuellen Biographie psychologisch geprägt sind. Um genau diesen Interessen auf den Grund zu gehen, entschied ich mich für das Studium der Ethnologie, Soziologie und Politikwissenschaften an der Goethe Universität in Frankfurt am Main. Migrationsforschung ist ein wichtiges Thema in der Ethnologie und in meiner Magister Arbeit habe ich mich auf das Thema Radikalisierung spezialisiert. Alle drei Fächer waren für mich immer unterschiedliche Perspektiven auf das Wesen Mensch und die heutige Welt. Parallel absolvierte ich eine Extraqualifikation am Cornelia Goethe Institut in Gender Forschung.
Nach dem Studium habe ich mich mit meinem Fachwissen beruflich dem Feld der Integration von Geflüchteten und Migranten gewidmet. Für den Main-Taunus-Kreis habe ich innerhalb eines Landesprogramm Hessens als WIR-Koordinatorin gearbeitet. WIR steht für das Landesprogramm „Wegweisende Integration Realisieren“. Ich hatte ein Budget für Integrationsprojekte, die ich selbst konzipiert und initiiert habe. Netzwerkarbeit habe ich auf verschiedensten Ebenen betrieben und zu guter Letzt und im Vordergrund stand die interkulturelle Öffnung der Kreisverwaltung. In diesem Rahmen habe ich das erste Mal Fortbildungen zur Interkulturellen Kompetenz für die Behörden des Main-Taunus-Kreises organisiert. Durch Kooperationen mit unterschiedlichsten Akteuren, auch außerhalb der Verwaltung, habe ich tiefe Einblicke in eine Vielfalt an Arbeitsbereichen bekommen und lasse diese Erfahrungen heute in meine Seminare einfließen.
Die Fortbildungen, die ich für den Main-Taunus-Kreis organisiert habe, habe ich noch nicht selbst durchgeführt. Genau diese Situation hat dazu geführt, dass ich den Referenten für Interkulturelle Kompetenzen kennengelernt habe, der mich dazu inspiriert hat, mich in dem Feld selbstständig zu machen. Sein Name ist Dr. Wahab, der Gründer des IMIKON Institutes. Ich habe in diesen Jahren alle Fortbildungen für die Behörden des Kreises von ihm begleitet und nachbereitet und ich war immer wieder davon fasziniert, wie Hr. Dr. Wahab es geschafft hatte den Seminarteilnehmer*innen eine neue Perspektive auf ihre Arbeit mit auf den Weg zu geben, die ihnen ihren Arbeitsalltag bis heute erleichtert. Für verschiedenste Bereiche, ob für das Jugendamt, die Baubehörde oder das Gesundheitsamt, für alle waren die Fortbildungen ein Gewinn.
Nun bin ich 40 und selbst passionierte Referentin für interkulturelle Zusammenarbeit. Um die Inhalte meiner Workshops immer wieder auf den Prüfstand zu stellen, mache ich zwei Mal im Jahr ethnologische Forschungsreisen. Zusätzlich arbeitete ich neben meiner Selbstständigkeit drei Jahre als Projektleitung im Forschungsprojekt INTERPART. INTERPART fokussierte die Weiterentwicklung von Instrumenten zur Bürgerbeteiligung in der Stadtentwicklung, mit dem Ziel, die Beteiligung für Migranten und Flüchtlinge interkulturell zu öffnen. Unter folgendem Link werden Sie zur Homepage von Interpart weitergeleitet: https://www.interpart.org . Seit September 2021 leite ich zusätzlich die Fachstelle Extremismusprävention der Stadt Offenbach im Auftrag des Landes Hessen.